Wasteland
Thorsten Küper hat Wasteland gelesen und der CPC die Erlaubnis gegeben seine Meinung zu dem Buch zu nutzen. Wenn auch ihr für die CPC schreiben möchtet immer her mit euren Texten.
kueperpunk
Ich setze bei dieser Rezi mal ganz anders an und zitiere hier, was ich Judith Vogt 45 Minuten und rund 60 Seiten nach Beginn meiner Lektüre von „Wasteland“ als Nachricht habe zukommen lassen.
„Passt mal auf, Vögte. Ich habe mich gerade in einer gefühlten halben Stunde durch die ersten 60 Seiten gefräst wie ein Schaufelbagger durch das alte Dörfchen. Scheiße, ist das gut. Und wenn ihr es nicht auf den nächsten 340 Seiten verfakkt, werde ich dieses Buch genossen haben. Jetzt weiß ich auch, was Hopepunk ist. Allein schon die dörfliche Community um die drei Mädels im Handgebunden-Markt, erinnert mich, ohne jede inhaltliche Ähnlichkeit, aber durch den Hoffnungsschimmer am Hambacher Horizont an Doctorows „Walkaway“. Und ja, diesen kleinen Text hier werde ich wortwörtlich in meine Rezi einbauen.“
Was hiermit geschehen ist.
Sie haben es nicht verfakkt, ich habe „Wasteland“ innerhalb der letzten 24 Stunden abgeschlossen und bleibe bei dem, was sich schon schrieb. Ja, ich hatte gewisse Befürchtungen, das alles könnte mir zu thunderdomig werden. Mad Max am Tagebau mit Aachener Dialekt, so wie meine Schwiegermutter, wenn sie mal ordentlich auf den Tisch kloppt.
Wer die Kontamination mit Lokalkolorit fürchtet, kann ganz unbesorgt sein. Es liest sich, als würde es in einer coolen Gegend spielen. Ruhrpott beispielsweise.
Jetzt könnte man den Vogts vorwerfen, sie versuchen da großflächig gewisse gehypte Themen abzudecken. Umweltschutz, queere Charaktere – also ehrlich gesagt habe ich 20 Sekunden gebraucht, um zu kapieren, wieso ein Typ ser heißt, sich klein schreibt und wem das auffallen soll, wenn er seinen Namen nennt. Asche auf mein Haupt – , gendergerechte Sprache, pathologischer Futur zwei Gebrauch (war mir als Problem neu) , Gleichberechtigung von …na ja, eben allen, egal wie sie gestrickt sind, oder was ihnen fehlt. Das alles haben die Vögte als zugrundeliegende Komplettbotschaft in ihren Roman gepackt. Was ich dazu sage? Na sollen sie doch. Ist doch nix falsches dran. Erst recht nicht in Zeiten, in denen manch andere in der Science Fiction genau in die falsche Richtung schreiben. Ja, ich schaue in deine Richtung, Dan Simmons.
Ich sage euch nicht, an welche Partei mich die Brokes erinnern, aber mit nem alten Schaufelradbagger durch die Gegend zockeln wäre genau deren Ding: Maximaler CO2-Ausstoß, mit jeder kleinen Spritztour frische Autobahnkilometer auswalzen und ihrer Umwelt mit idiotischen Reden aus großen Lautsprechern tierisch auf den Sack gehen.
Stimmt, zum eigentlichen Inhalt habe ich noch gar nichts gesagt. Kurzum: Postapokalypse aber irgendwie anders. Hopepunk – der Begriff ist mir neulich zum ersten Mal untergekommen. Und natürlich musste ich etwas schmunzeln. Ich meine, es kann doch nicht angehen, dass man einfach irgendein Wort nimmt, punk dran hängt und dann meint, es wäre was besonderes. (Wer den Witz nicht versteht, kennt weder meinen Bloggernamen, noch meinen Twitter. oder Second Life-Account) Aber möglicherweise ist das genau der Denkanstoß, den Science Fiction mit ihrem vorwärts gerichteten Blick bieten sollte. Doctorows „Walkaway“ ist für mich Hopepunk. „Wasteland“ ist es auch.
Aber eine Kleinigkeit wäre da noch. Ich meine…wie geht’s denn weiter? Ich frage nur, weil ich da gerade an dieser Klippe hänge.
Ihr werdet eine Fortsetzung geschrieben haben.
Oder jemand wird wieder Krücken benötigt haben…